Ein Aupair im Haushalt – meine Erfahrungen sowie die Abläufe

Ich kenne wenige Familien, die ein Aupair hatten. Wir wären selbst nicht auf die Idee gekommen, ein Aupair bei uns zu Hause zu haben.

Ein Freund mit Kontakten ins Ausland fragte uns, ob wir nicht ein serbisches Mädchen für drei Monate zum Deutsch lernen bei uns aufnehmen wollten. Nach einer kurzen Bedenkzeit waren wir klar entschieden: ja, wir wollen und haben es nicht bereut.

Im Frühjahr letzten Jahres hatte mein Mann die Idee gehabt, dass wir uns wieder ein Aupair zu uns holen. Ich rang etwas mit mir, denn ich kam alleine mit den Kindern, die ich beide Zuhause betreute und dem Haushalt klar, habe einen gut strukturierten Alltag und bin gut organisiert. Nach einiger Zeit hat mich mein Mann überzeugt, dass wir etwas mehr Zeit zusammen haben können, ich Unterstützung habe und vor allen Dingen, dass wir eine junge Erwachsene bei uns haben, die unseren Alltag bereichert und uns einen Einblick in ihre Kultur gibt.

Wir haben es wirklich nicht bereut und meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen. Ich konnte so viele Dinge am und im Haus aufarbeiten und neu strukturieren, die ich alleine im Alltag niemals neben der Betreuung von zwei Kleinkindern hinbekommen hätte. Aber mehr dazu später.

Zunächst möchte ich euch den organisatorischen Ablauf -von der Idee, ein Aupair haben zu wollen bis zum Abholen am Bahnhof- erzählen.

Organisatorischer Ablauf: Wie komme ich zu einem Aupair?

Nachdem klar war, dass wir ein Aupair für ca. 3 Monate möchten, hatten wir nur ca. 1 ½ Monate bis zum gewünschten Aupairstart bei uns Zeit. Es gibt im Internet zwei große kostenpflichtige Aupairplattformen:

Wir haben uns für eine Premium Mitgliedschaft bei www.aupairworld.com entschieden, um mit den Aupairs auch kommunizieren zu können. Für einen Monat bezahlt man 39,90 €. Wir dachten, das wird uns reichen, um ein Aupair zu finden und das hat es auch. Drei Monate kosten bereits 69,90 €…

Auf der Startseite kann man anklicken, aus welchen Ländern das Aupair kommen kann. Wir haben uns für USA, Kanada und Europa entschieden. Europa, da bei der kurzen Aufenthaltsdauer die Anreise nicht zu kostspielig sein sollte. USA und Kanada, da uns diese Länder kulturell sehr interessieren.

Als nächstes gibt man an, wann das früheste und späteste Startdatum ist sowie die Aufenthaltsdauer.

Auf dieser Plattform findet man Hunderte Bewerberinnen. Zunächst muss man sich über die eigenen Kriterien bewusst sein. Bei uns waren das: deutschsprachig, nicht zu jung, Erfahrung mit (Klein-) Kindern, möglichst keine Essenseinschränkungen und einen Führerschein.

Fast alles hat sich bei uns erfüllt…

Der nächste Schritt ist die Kontaktaufnahme. Wir haben auf Grund des Zeitdrucks richtig viele Aupairs ausgesucht und angeschrieben, die für uns passen könnten. Nach kurzer Zeit haben sich zwei sehr interessante Aupairs herauskristallisiert. Eins aus Frankreich und eins aus Amerika. Wir gingen über auf Emailkontakt, um auch Bilder zu schicken und persönlicher zu schreiben. Das Aupair aus Amerika war sehr sympatisch und hatte einige Hobbies, die uns sehr zusagten. Ihr Anreisedatum war etwas später als wir eigentlich wollten, aber die positiven Aspekte überwogen und somit hatten wir unser Aupair gefunden.

Wie beim ersten Aupair haben wir für sie eine Aupairversicherung bei Dr.Walter für 39 € im Monat abgeschlossen. Diese Versicherung hat die Grundbehandlung im Akutfall beim ersten Aupair im Bereich Zähne übernommen.

Ebenso haben wir einen schriftlichen Aupairvertrag aufgesetzt, den beide Parteien unterschrieben haben.

So, schließlich haben wir nach einem regen Austausch per Mail unser Aupair am Flughafen/Bahnhof abgeholt. Und dann begann bereits das Kennenlernen.

Rechtliches: Aufgaben des Aupairs

  • Leichte Hausarbeiten
  • Wäsche waschen und bügeln
  • Frühstück und einfache Mahlzeiten vorbereiten
  • Kinder betreuen und begleiten

Bei uns sah das in der Praxis so aus, dass weder das Aupair noch wir auf die genaue Zeiteinhaltung geschaut haben. Unser Aupair hat von sich aus zusätzliche Aufgaben übernommen und wir haben unser Aupair mit in den Urlaub genommen, in dem sie keine Aufgaben hatte, sind ihr entgegengekommen, fragten sie nach ihren Wünschen,… Sie war ein Teil von unserer Familie, eine Freundin auf Zeit und eine interessante Gesprächs- und Sportpartnerin (sie hat zusätzlich die Qualifikation Personal Trainer).

Ihre Aufgaben waren Spülmaschine ausräumen, Müll rausbringen, Kleinigkeiten einkaufen, mit den Kindern spielen, lesen und sie beschäftigen. Ab und zu hat sie bei Gartenarbeiten mitgeholfen und beim Salat vorbereiten.

Da sie diese Aufgaben sehr zuverlässig übernahm, hatte ich eine in den letzten Jahren kaum gekannte Freiheit, Dinge im Haushalt, organisatorisch oder Papierkram aufzuarbeiten. Ebenso hatten mein Mann und ich etwas mehr Zeit gemeinsam, worüber wir uns sehr freuten. Sie war bei Spieleabenden und gemütlichen Abenden mit und ohne Freunde dabei.

Rechtliche Vorgaben für ein Aupair

  • Das Aupair muss mindestens 18 Jahre alt sein
  • Die Gastfamilie bezahlt dem Aupair ein monatliches Taschengeld von 260 €
  • Die Gastfamilie bezahlt alle Kosten für Essen, Unterkunft usw. (Kost und Logis)
  • Das Aupair bekommt ein eigenes Zimmer zur Verfügung gestellt
  • Dem Aupair muss ein regelmäßiger Sprachkurs ermöglicht werden
  • Ab 90 Tage Aufenthaltsdauer benötigt das Aupair normalerweise ein Visum
  • Eine Arbeitszeit von täglich 6 Stunden und 30 Stunden wöchentlich darf nicht überschritten werden

Kosten für ein Aupair

Für uns ergaben sich durch unser Aupair folgende Kosten:

  • Aupairplattform www.aupairworld.com: 39,90 €
  • Aupairversicherung Dr.Walter: 39 € im Monat à 117 €
  • Taschengeld: 260 € pro Monat à 780 €
  • Mehrausgaben für Essen, Eintritte,…
  • Abschiedsgeschenke: individuell

Die Kosten für die An- und Abreise trägt in der Regel das Aupair selbst, die Gastfamilie kann sich beteiligen. Bei uns hatte unser Aupair vor dem Aufenthalt einen Familienurlaub in Deutschland und nach dem Aufenthalt bei uns reiste sie weiter in Europa, deswegen mussten wir glücklicherweise keine Flugkosten übernehmen.

Somit haben wir insgesamt ca. 1000 € (+Essen, Eintritte, Abschiedsgeschenke) dafür bezahlt, dass wir 2 ½ Monate eine Freundin auf Zeit bei uns hatten, mit der wir interessante Gespräche führen, gemeinsamen Hobbys nachgehen konnten und die uns wirklich tatkräftig in Haushalt und Kinderbetreuung unterstützt hat. Das sind ca. 14 € am Tag. Ein Stundenlohn darf da ja gar nicht berechnet werden, denn das ist wirklich nichts! Bei uns war es ein Geben und Nehmen für beide Seiten.

Man darf aber nicht vergessen, dass ein Aupair nicht nur für Haushalt und Kinderbetreuung zuständig ist. Es steht auch ein kultureller Austausch im Vordergrund, der für uns alle sehr bereichernd war.

Alles in allem bereuen wir es überhaupt nicht, ein Aupair gehabt zu haben, im Gegenteil: Wir waren sehr glücklich, so ein liebes, zuverlässiges und fleißiges Aupair zu haben. Wir hätten uns die gemeinsame Zeit nicht besser vorstellen können und waren sehr traurig, dass die 2 1/2 Monate so schnell vorbei waren.